Die Aussicht auf Olympia in Deutschland kann ein Antrieb für viele Entwicklungen zum Wohle der gesamten Gesellschaft sein.  

Stellungnahme der Initiative DEINE IDEEN. DEINE SPIELE. zum Interview von Klara Schedlich im Tagesspiegel vom 1. August 2023.  

Die Frage, ob Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland für die Gesellschaft sinnvoll sind oder nicht, kann kontrovers diskutiert werden. Sie muss es sogar, damit am Ende eine richtige Entscheidung im Sinne der Gesellschaft getroffen werden kann. 

Gerade deshalb hat der DOSB entschieden, die Gesellschaft auf dem Weg zu einer möglichen Bewerbung frühzeitig einzubinden. Die Dialoginitiative „DEINE IDEEN. DEINE SPIELE.“ soll aufklären, informieren und Partizipationsmöglichkeiten schaffen. Ein ergebnisoffener Prozess, an dessen Ende eine von breiten Teilen der Gesellschaft getragene Entscheidung stehen soll, ob und unter welchen Voraussetzungen sich Deutschland erneut um Olympische und Paralympische Spiele bewerben soll. 

Dass dies der richtige und offensichtlich ein dringend notwendiger Weg ist, zeigt auch das heutige Interview von Klara Schedlich (Bündnis 90 / Die Grünen) im Berliner Tagesspiegel. Selbstverständlich kann man geteilter Meinung sein, ob Olympische Spiele 2036, also hundert Jahre nach den von den Nazis missbrauchten Spielen, eine große Chance oder eine große Herausforderung für unser Land sind. Und es gibt auf dem Weg zu einem Bewerbungskonzept viele Punkte und Themen, die man kontrovers sehen und diskutieren kann. Gerne auch öffentlich. Allerdings sollte dieser Diskurs argumentativ und faktenbasiert, und nicht emotional-polemisch erfolgen. Gerade auf politischer Ebene.  

Deshalb weisen wir gerne an dieser Stelle auf einige Unkorrektheiten im Interview von Frau Schedlich hin. 

  1. Frau Schedlich behauptet, dass 100 Prozent der TV-Einnahmen der Olympischen Spiele an das IOC gehen und dort verbleiben. Das stimmt nicht. Das IOC unterstützt den Veranstalter der Spiele finanziell und übernimmt stets einen Teil des so genannten OCOC-Budgets, des lokalen Organisationsbudgets. Ein Großteil dieser Gelder stammt aus den TV-Verträgen. Die Organisatoren der Spiele von Paris 2024 unterstützt das IOC mit 1,7 Milliarden Euro, die Gastgeber der Spiele von LA mit 1,8 Milliarden US-Dollar. 
  1. Frau Schedlich spricht davon, dass allein für die Bewerbung wieder viel Geld ausgegeben würde. Natürlich kostet eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele Geld, gerade wenn sie auf Beteiligungsformaten aufbaut, doch die Kosten sind bei weitem nicht mehr so hoch wie in der Vergangenheit. Das IOC hat den Bewerbungsprozess so reformiert, dass die Kosten für die Bewerber um rund 80 Prozent gesenkt wurden. Ein Beispiel: Während München für die Bewerbung um die Winterspiele 2022 noch rund 30 Millionen veranschlagt hatte, kamen Stockholm und Cortina d’Ampezzo für 2026 mit jeweils „nur“ fünf Millionen aus. 
  1. Des Weiteren ist die Rede von horrenden Kosten für den Bau von Sportstätten. Und davon, dass die Nutzung nach den Spielen ungewiss ist. Der DOSB hat sich jedoch für eine mögliche Bewerbung ganz klar die Prämisse gesetzt, dass ein Konzept ausschließlich auf bestehende und temporär ertüchtigte Sportstätten aufbauen muss. Es sollen also keine Sportstätten für die Spiele gebaut werden. Egal ob in Berlin oder in einer anderen Stadt. 
  1. Frau Schedlich lässt die die genannten Kosten für die Olympischen Spiele in Berlin von 16 Milliarden unwidersprochen und weist darauf hin, dass es vermutlich noch sehr viel teurer werden wird. Der DOSB ist irritiert, dass in Berlin schon solch fiktive Zahlen kursieren und diskutiert werden, ohne dass es ein Konzept beziehungsweise eine Entscheidung gibt, dass Berlin Teil einer Bewerbung ist. Da dem so ist, ist es aktuell noch nicht möglich, die Kosten der Spiele genau zu definieren, sie dürften allerdings deutlich unter den aktuell genannten Zahlen liegen. 

In vielen weiteren Punkten hat Frau Schedlich aus unserer Sicht indes sehr gute Ansätze. Die Sportstätten für den Schul- und Breitensport (nicht nur) in Berlin zu sanieren, ist eines der Hauptinteressen des DOSB. Ebenso wie der Ansatz das Ehrenamt zu stärken, Vereine fit zu machen, die Infrastruktur für den Sport an der Basis zu stärken. Doch während Frau Schedlich sagt, all das geht nur ohne eine Bewerbung um Olympische Spiele, sagen wir: Das eine schließt das andere nicht aus. Im Gegenteil: Wir sind überzeugt, dass die Aussicht auf Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland, nachhaltig, modern und partizipativ gestaltet, ein Antrieb für viele Entwicklungen zum Wohle der gesamten Gesellschaft in Deutschland sein kann.  

Hier geht’s zum Interview im Tagesspiegel.