DOSB-Mitgliederversammlung 2024: 5 Ringe – 5 Fragen
In Saarbrücken beschlossen die Delegierten der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) heute einstimmig die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland:
- Eintritt in den Continuous Dialogue mit dem IOC in 2025
- Vorstellung mindestens eines Bewerbungskonzeptes Ende 2025 auf der DOSB-Mitgliederversammlung
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Beschluss der 21. DOSB-Mitgliederversammlung in Saarbrücken:
1. Wie ist der Status Quo der deutschen Olympiabewerbung?
Mit der Mitgliederversammlung 2024 hat der DOSB den Grundlagenprozess zur Erarbeitung einer neuen deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele abgeschlossen. In den vergangenen zwei Jahren konnten in vielen Bereichen die Voraussetzungen für eine deutsche Bewerbung geschaffen werden.
Hierzu zählt allen voran die politische Unterstützung auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene. Erstmals in der Geschichte gibt es einen Kabinettsbeschluss der Bundesregierung, der eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele vollumfänglich unterstützt. Dieser stellt auch die finanzielle Machbarkeit einer Bewerbung sicher. Bis 2027 fördert das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) die deutsche Olympiabewerbung mit Mitteln in Höhe von knapp sieben Millionen Euro.
Zudem ist es dem DOSB gelungen, in einem intensiven Prozess die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für eine Olympiabewerbung zu definieren und in der Frankfurter Erklärung zu verankern. Die Zustimmungswerte zu Olympia „Made in Germany“ sind in den vergangenen beiden Jahren kontinuierlich gestiegen. Sie liegen nach einer neuesten, repräsentativen Umfrage bundesweit bei 71 %.
2. Was hat die DOSB-Mitgliederversammlung 2024 beschlossen?
Mit dem Beschluss beauftragt die Mitgliederversammlung den DOSB, im Jahr 2025 die Aufnahme in den sogenannten „Continuous Dialogue“ beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu beantragen, so es die politischen Rahmenbedingungen zulassen. Mit dem Eintritt in den Continuous Dialogue gilt der DOSB offiziell als interessierte Partei und unterstreicht gerade auch international seine Ambitionen. Während des Continuous Dialogue kann der DOSB mit Unterstützung durch das IOC die vorliegenden Bewerbungskonzepte verbessern und verfeinern, ohne diese frühzeitig an eine bestimmte Ausgabe oder ein bestimmtes Jahr der Spiele zu binden.
Gleichzeitig regelt der Beschluss die nächsten Schritte auf dem Weg zu einem neuen deutschen Bewerbungskonzept. So sieht der Beschluss zunächst die Verfeinerung und Evaluierung der bestehenden Grobkonzepte vor. Priorisiert werden dabei die Szenarien, bei denen möglichst viele Athlet*innen in einem Olympischen bzw. Paralympischen Dorf unterkommen würden (sogenannte „One-Village-Konzepte“). „Ein Olympisches Dorf, mit möglichst vielen Athletinnen und Athleten, ist weiterhin immens wichtiger Bestandteil der DNA von Sommerspielen. Die Olympischen Spiele von Paris haben diese Haltung weiter gestärkt“, so DOSB-Präsident Thomas Weikert in Saarbrücken.
3. Was wurde auf der Mitgliederversammlung besprochen?
Laura Ludwig, Beachvolleyball-Olympiasiegerin von 2016, eröffnete den Tagesordnungspunkt „Olympiabewerbung“ mit einem emotionalen Appell an die Delegierten. Ludwigs bewegte Olympia-Geschichte umfasst fünf Olympiateilnahmen von 2008 in Peking bis 2024 in Paris, wo sie ihr Karriereende verkündete. Was fehlte sind Spiele im eigenen Land: „Olympische Spiele sind nicht nur Wettkampf, sondern Symbol für Frieden und Zusammenhalt. Ich wünsche mir Spiele in Deutschland so sehr für die kommenden Generationen. So ein Projekt kann uns zusammenführen und Berge versetzen. Sport inspiriert, stärkt, verbindet. Lasst uns als Gastgeberland Vorbild sein.“
DOSB-Präsident Thomas Weikert betonte anschließend in seiner Rede die Bedeutung der Olympiabewerbung für ganz Sportdeutschland und dankte den Anwesenden und insbesondere der Bundesregierung sowie den beteiligten Städten und Ländern für das Vertrauen in den Prozess. Weikert räumte ein, dass im Prozess Zeit verloren gegangen sei und bat um Verständnis. Als Gründe für die Verschiebung einer Konzeptpräsentation um ein Jahr führte er die späte Unterstützung durch die Bundesregierung, eine angepasste strategische Ausrichtung der Konzepte und die anhaltende Diskussion um die Autonomie des Sports an.
In dieser Frage äußerte sich die Bundesinnenministerin Nancy Faeser in ihrer Rede und sagte: „Die Autonomie des Sports ist für Deutschland selbstverständlich und war auch immer gelebte Praxis.“ Damit bekannte sich Faeser im Namen der Bundesregierung zu den Autonomiemaximen des IOC und des internationalen Sports. Faeser betonte: „Wir wollen gemeinsam die Olympischen und Paralympischen Spiele nach Deutschland holen. Olympische und Paralympische Spiele sind eine große Chance. Lassen Sie uns diese Chance nutzen.“
Der DOSB-Präsident stellte aber klar: Der DOSB ist „weiter, als wir es in früheren Jahren waren“ und vor dem internationalen Hintergrund noch immer gut in der Zeit. Auch die bundespolitische Lage bereitet Weikert im Hinblick auf die Olympiabewerbung keine Sorgen: „Weil eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele im politischen Berlin eine parteiübergreifende Unterstützung erfährt, sind wir zuversichtlich, dass auch eine neue Bundesregierung unsere Bewerbungsabsichten unterstützen und die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele in ihren Koalitionsvertrag aufnehmen wird.“
4. Wie geht es weiter? Wann präsentiert der DOSB ein Bewerbungskonzept?
Im Mittelpunkt stehen im Jahr 2025 zunächst die Verfeinerung und Evaluierung der bereits ausgearbeiteten Grobkonzepte bis Ende April durch die am Prozess beteiligten Gebietskörperschaften. Die Präsentation und Auswahl von mindestens einem Bewerbungskonzept wird nunmehr auf der DOSB-Mitgliederversammlung 2025 erfolgen.
5. Wie läuft der internationale Bewerbungsprozess ab?
Der Bewerbungsprozess des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für die Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele ist in mehrere Dialogphasen unterteilt.
Der „Continuous Dialogue“ folgt auf den „Informal Exchange“ und ist somit die zweite Stufe des reformierten Bewerbungsprozesses des IOC. Der kontinuierliche Dialog ist eine unverbindliche und nicht auf eine bestimmte Ausgabe bezogene Gesprächsphase, in der das IOC alle Nationalen Olympischen Komitees, die an der Ausrichtung Olympischer Spiele interessiert sind, dabei unterstützt, die Durchführbarkeit nachhaltiger Spiele im Einklang mit den langfristigen Entwicklungszielen des jeweiligen Landes zu prüfen. Durch den „Continuous Dialogue“, der zu jedem Zeitpunkt von beiden Parteien beendet werden kann, entstehen dem DOSB sowie seinen Prozesspartnern keine weiteren Verpflichtungen.
Wenn die Gespräche und Ergebnisse im „Continuous Dialogue“ positiv ausfallen, kann die Future Host Commission dem Exekutivausschuss empfehlen, einen „Targeted Dialogue“ für eine bestimmte Ausgabe und ein bestimmtes Jahr der Spiele zu eröffnen. Am Ende des „Targeted Dialogue“ kann die Exekutive einen oder mehrere bevorzugte Gastgeber zur Wahl durch die IOC-Session vorschlagen.