„Für mich persönlich wäre es sicherlich ein Lebenshighlight, mal zu den Olympischen Spielen zu fahren.“
Alexa Peusch ist Vize-Weltmeisterin, Europameisterin und mehrmalige Deutsche Meisterin – und das in einer Sportart, die sie zum ersten Mal vor fünf Jahren im Urlaub ausprobiert hat: Roundnet, vielen besser bekannt als Spikeball. Im Interview sprechen wir mit der Gießenerin über den Aufschwung der Trendsportart, die Förderung sowie ihren Traum von Olympischen Spielen.
Hallo Alexa, du bist eine der erfolgreichsten Roundnet-Spieler*innen Deutschlands und erst kürzlich erneut Deutsche Meisterin geworden. Herzlichen Glückwunsch! Da der / die ein oder andere deinen Sport vermutlich (noch) nicht kennt. Worauf kommt es an, wenn man zu den Besten im Roundnet gehören möchte?
Vielen Dank! Generell ist zuerst zu sagen, dass man beim Roundnet 2v2 spielt, prinzipiell wie beim Beachvolleyball. Man hat drei Ballkontakte, um den Ball auf das Netz (welches aussieht wie ein Mini-Trampolin) zu spielen. Ziel ist es, den Ball so zu spielen, dass das gegnerische Team den Ball nicht wieder zurückspielen kann.
Um zu den Besten zu gehören ist ein ‚Ballsport-Background‘ sicher von Vorteil. Ein gutes Ballgefühl für den kleinen, mit Luft gefüllten Gummiball ist eine Grundvoraussetzung. Da man mit einem/einer Partner*in spielt, ist ein ausgeprägter Teamgedanke unabdingbar. Zudem sollte man eine gewisse Bereitschaft mitbringen, auch alleine viele technische Übungen zuhause zu machen. Und natürlich sollte das Ganze Spaß machen!
Roundnet ist eine relativ junge, jedoch stark wachsende Sportart. Wie bist du auf Roundnet aufmerksam geworden und was kannst du uns über das Wachstum der Sportart, international und in Deutschland, sagen?
Ich habe den Sport 2018 im Surfurlaub in Frankreich das erste mal gesehen und dann beim Uni-Sport in Gießen das erste Mal gespielt. Seitdem ist der Sport geboomt. Da der Sport aus Amerika stammt, ist dort natürlich auch die größte und populärste Szene. Doch ich würde sagen, dass Deutschland kurz dahinter anzusiedeln ist. Der Verband „Roundnet Germany“ macht eine großartige Arbeit, um den Sport auf ein Weltklasse-Niveau zu heben. Mittlerweile wird Roundnet auf jedem Kontinent kompetitiv gespielt und wir sind alle auf die nächste Weltmeisterschaft 2024 gespannt, wie die anderen Länder aufgeholt haben! Es gibt immer mehr Spieler*innen weltweit, die den Sport professionell spielen und das Level steigt stetig.
Wie steht es aktuell um die Förderung deines Sports? Können deiner Meinung nach über die Förderung moderner, urbaner Trendsportarten wieder mehr junge Menschen zum Sport gebracht werden?
Der Sport lebt aktuell von ehrenamtlicher Arbeit von wenigen Leuten. Gefördert wird der Sport bisher noch nicht wirklich, nur wenige Top-Teams aus Amerika und Europa haben Sponsorenverträge, die aber nur minimal monetär vergütet sind.
Ich glaube schon, dass wenn der Sport mehr gefördert würde, dass es dazu beitragen würde, junge Menschen zum Sport zu bringen. Eine regelmäßige Turnierteilnahme auf europäischem Niveau ist mit immensen Reisekosten verbunden, was es schon für manche ausschließt, auf alle großen Turniere zu fahren. Der Verband basiert komplett auf ehrenamtlicher Tätigkeit. Fast alle Mitglieder des Vorstandes sind Vollzeit berufstätig und machen diese Wahnsinnsarbeit in ihrer Freizeit, was ihnen nicht hoch genug angerechnet werden kann. Eine monetäre Förderung würde hier sicherlich helfen, noch mehr Ideen umsetzen zu können und den Sport weiter professionell wachsen zu lassen.
Würdest du persönlich mit deiner Sportart gerne mal an Olympischen Spielen teilnehmen? Wie schätzt du die Stimmung in deiner Community ein, wenn es darum geht, dass Roundnet womöglich einmal Teil der Olympischen Disziplinen werden könnte?
Für mich persönlich wäre das sicherlich ein Lebenshighlight, mal zu den Olympischen Spielen zu fahren. Meines Wissens nach sieht das der Großteil der Roundnet Community ähnlich. Die Olympischen Spiele sind das Maß aller Dinge, wenn es um sportliche Leistung geht und das wäre ein Ritterschlag für jede Sportart. Wir haben außerdem noch häufig damit zu kämpfen, dass der Sport nicht wirklich als ‚Sport‘ ernstgenommen wird, sondern es eher als ‚Park-Sport‘ angesehen wird. Das würde sich dadurch sicher auch ändern.
Manche Spielende haben die Bedenken geäußert, dass durch eine weitere Professionalisierung des Sportes der Community-Gedanke verloren geht, der für die Mehrheit den Sport überhaupt ausmacht. Ein schnelles Wachstum kann natürlich immer solche Gefahren mit sich bringen, jedoch sehe ich persönlich eher keine Bedrohung darin, da es mittlerweile für alle Levels Turniere gibt, die alle SpielerInnen ansprechen.
Du bist am heutigen Dienstag zu Gast im Fachtalk des DOSB über die Spiele der Zukunft. Was erhoffst du dir von der Diskussion?
Ich erhoffe mir durch die Diskussion neue Blickwinkel auf die Olympischen Spiele. Zudem bin ich mir sicher, das sich viel über die anderen Themen lernen werde. Natürlich erhoffe ich mir, dass ich rüberbringen kann, wie toll der Sport Roundnet ist, um noch weitere Menschen in den Bann des Mini-Trampolins zu ziehen.
Vielen Dank für das Gespräch!