„Ein Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen, die Integration, das gemeinsame Erreichen eines Ziels – all das ist wichtig für unser Zusammenleben.“

5 Ringe – 5 Fragen: Verena Bentele ist unter anderem Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland und Vize-Präsidentin des DOSB. Wir haben mit ihr über den Stellenwert des Sports in der Gesellschaft gesprochen.

Das Bild zeigt Verena Bentele. Sie ist unter anderem Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland und Vize-Präsidentin des DOSB.
DOSB, aufgenommen am 18.03.2022 in Ingelheim.

Hallo Verena, du warst vier Mal bei den Paralympischen Spielen und hast dabei 16 Medaillen gewonnen. Was ist deine schönste Erinnerung an die Paralympics?

Für mich war es immer eine Inspiration, dass so viele Athlet*innen aus unterschiedlichen Sportarten und Ländern gemeinsam für zwei Wochen gelebt und ihre Erlebnisse geteilt haben. Besonders schön war aber auch die große Aufmerksamkeit der Fans, Medien und der Politik für den paralympischen Sport während der Paralympics.

Du bist selbst ehemalige Leistungssportlerin. Du bist Präsidentin des größten Sozialverbandes Deutschlands. Du engagierst dich als Botschafterin und Coach für den guten Zweck. Deiner Erfahrung nach: Wie wichtig ist der Sport für unsere Gesellschaft?

Der Sport kann eine wichtige Vorbildfunktion einnehmen für die Gesellschaft. Ein Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen, die Integration, das gemeinsame Erreichen eines Ziels – all das ist wichtig für unser Zusammenleben und für sozialen Frieden. Der Sport kann zeigen, wie das funktionieren kann.

Sport kann positiven Einfluss auf viele Bereiche unserer Gesellschaft nehmen. Angefangen beim Thema Gesundheit bis hin zur Inklusion. In welchen Bereichen siehst du Nachholbedarf?

Noch immer haben wir mehr Führungskräfte, mehr Trainer oder andere Verantwortliche im Sport, die männlich sind. Ich finde wichtig, dass der Sport weiblicher wird und wir noch mehr in die Gleichstellung investieren. Auch beim Thema Barrierefreiheit ist noch viel Luft nach oben, so können Menschen die einen Rollstuhl haben, längst nicht alle Sportanlagen nutzen. Für Menschen mit Lernschwierigkeiten ist es noch immer herausfordernd einen Sportverein zu finden, in dem sie trainieren können.

Wie müssten Olympische und Paralympische Spielen im eigenen Land aussehen, dass sie nachhaltig einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben?

Wichtig ist, dass sich die Gesellschaft im Land an den Spielen beteiligt. Entscheidend wird sein, dass viele Menschen aktiv beteiligt werden an den Spielen als Freiwillige, als Fans, als Menschen, die profitieren  von neuen, bezahlbaren Wohnungen oder sanierten Sportanlagen.

Wie blickst du auf die Paralympics im kommenden Jahr in Paris? Erhoffst du dir einen ebenso großen Schub für den paralympischen Sport wie durch die Spiele 2012 in London?

Ich freue mich auf die Spiele als Motor für die Paralympics, weil viele Menschen die Chance haben, die Atmosphäre hautnah mitzuerleben, selbst hinzufahren und im Stadion die Leistungen der Athlet*innen mitzuerleben. Ohne die Zeitverschiebung hoffe ich natürlich auch, dass medial viel berichtet wird. So haben viele Menschen die Chance, ihre Perspektive auf die Möglichkeiten und Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen zu ändern. Das hilft uns als Gesellschaft sehr.

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