„Die Spiele sind für mich ein Kindheitstraum.“

Lukas Dauser krönte sich im Oktober 2023 in Antwerpen zum Weltmeister am Barren: Der erste deutsche Turnweltmeister seit 2007. Im Interview teilt er seine Ambitionen für die Spiele in Paris 2024 und seine Gedanken zu einer möglichen Olympiabewerbung in Deutschland.

Lukas Dauser feiert seine Silbermedaille bei den Spielen in Tokio.
Lukas Dauser freut sich über den zweiten Platz bei den Spielen in Tokio. © Picture Alliance

Hallo Lukas, du bist im Oktober Weltmeister am Barren geworden. Der erste deutsche Turnweltmeister seit 2007. Wie hast du diesen Tag erlebt?

Das Wort ‚Weltmeister‘ geht mir immer noch ein bisschen schwer über die Lippen. Es ist ja erst fünf Wochen her und in diesen Wochen ist einiges passiert. Ich war viel unterwegs und hatte viele Termine, die mir auch viel Spaß gemacht haben. Aber so richtig realisieren werde ich es erst, wenn jetzt Ende des Jahres ein bisschen Ruhe einkehrt und ich mich auch mal zurücklehnen kann.

Inwiefern hat der Gewinn des Weltmeistertitels deine Erwartungen und Ziele für die Olympischen Spiele 2024 in Paris verändert?

Also meine Erwartungen sind nach wie vor die gleichen. Ich will immer meine beste Leistung abrufen. Ich habe natürlich im Hinterkopf, wenn ich das schaffe, ist es möglich, eine Medaille zu gewinnen. Aber ich will gar nicht ständig an die Medaillen denken, sondern an mich und an meine Übungen. Darauf muss ich mich konzentrieren, damit es am Ende auch klappt. Klar, der Druck von außen ist immer da. Ich mache mir natürlich selbst auch viel Druck. Aber ich sage mal so: Ich bin als Olympiazweiter von Tokio zur WM 2022 gefahren und bin dort Vize-Weltmeister geworden. Ich bin jetzt dieses Jahr als Vize-Weltmeister zur WM und bin Weltmeister geworden. Ich kann also mit dem Druck durchaus umgehen.

Was bedeuten dir als Leistungsturner die Olympischen Spiele?

Olympische Spiele sind das Größte. Die Spiele sind für mich ein Kindheitstraum. Ich durfte mir diesen Traum dann 2016 erfüllen, war 2021 in Tokio das zweite Mal dabei und habe da sogar eine Medaille mit nach Hause nehmen können. Jetzt bereite ich mich auf meine dritten Olympischen Spiele 2024 in Paris vor, da will ich unbedingt mit dabei sein. Bei den Spielen stehen auch Randsportarten – anders als sonst – im Fokus. Olympia bedeutet auch immer, dass wir die Chance haben, uns zu präsentieren. Wir können dem Nachwuchs zeigen, was alles möglich ist. Als ich jung war, bedeuteten die Olympischen Spiele, dass ich meine Vorbilder sehen konnte. An denen habe ich mich natürlich orientiert und das hat mich wiederum motiviert.

Der DOSB plant seit dem vergangenen Jahr eine erneute Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele – frühstens ab dem Jahr 2036. Kannst du dir Olympia in Deutschland vorstellen?

Also ich kann mir absolut Olympische Spiele und Paralympischen Spiele hier in Deutschland vorstellen. Ich glaube, es gibt nichts Besseres für uns, für unsere Gesellschaft. Die Spiele 1972 von München sind ein gutes Beispiel. Was sich dort alles durch Olympia getan hat und bis heute Bestand hat: Ausbau der S- und U-Bahn, die Sportstätten, die auch 2022 bei den European Championships genutzt wurden. Wir könnten in Deutschland sehr gut nachhaltig arbeiten und vor allem können wir das Land mitnehmen. Für mich bedeutet das, dass wir die Leute wieder zum Sport bringen. Durch Olympia in Deutschland können Vorbilder entstehen, an denen sich der Nachwuchs orientieren kann. Wir sollten uns wieder bewusst machen, das Sport verbindet. Nichts ist so schön wie zusammen Sport zu machen, sich zu messen, zu gewinnen, vielleicht aber auch zu verlieren. Es geht darum, an dieser Niederlage nicht zu zerbrechen, sondern sich neu zu motivieren, wieder aufzustehen und beim nächsten Mal die Chance zu nutzen.

Diejenigen, die bei möglichen Spielen 2036 oder 2040 antreten würden, sind heute noch ziemlich jung. Was würdest du den jungen Turnerinnen und Turnern mitgeben, die diese Spiele als Ziel haben?

Das Wichtigste ist, glaube ich, dranzubleiben. Wenn eine Übung nicht klappt, wenn man mal einen schlechten Tag hat, trotzdem nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Man muss hartnäckig bleiben, auch wenn es manchmal schwer fällt. Es gibt schwere Tage, die habe ich, die hat jeder. Aber wenn man die übersteht, wächst man an diesen Tagen oft am meisten.