„Die Medaille ist eine schöne Erinnerung“
20 Jahre lang spielte Uwe Gensheimer (37) Handball auf höchstem Niveau. Entsprechend lang ist die Liste der Erfolge des Mannheimers: Meistertitel in der deutschen und französischen Liga, DHB- und EHF-Pokale und die Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Seine aktive Karriere beendet der viermalige Handballer des Jahres im Sommer, doch dem Handball bleibt Gensheimer erhalten. Ab kommender Saison soll Gensheimer bei den Rhein-Neckar-Löwen die Position des Sportlichen Leiters bekleiden.
Im Interview spricht Gensheimer über seine Erfahrungen bei Olympia, die Handball-EM und die kommenden Spiele in Paris.
Hallo Uwe, wie zufrieden bist du aus sportlicher Sicht mit der Heim-EM?
Aus sportlicher Sicht kann man nicht meckern. Wenn man vor dem Turnier gesagt hätte, wir kommen ins Halbfinale, hätte das, glaube ich, jeder unterschrieben. Das war das große Ziel, und es wurde erreicht. Trotzdem muss man sagen, dass die Mannschaften, die vor uns gelandet sind, schon noch ein gutes Stück weit weg sind, auch wenn wir es im Halbfinale gegen Dänemark geschafft haben, eine Halbzeit lang richtig gut mitzuhalten. Verbessern können wir uns noch dahingehend, insgesamt souveräner aufzutreten und unser Tempospiel weiter auszubauen.
Und aus Fan- bzw. Funktionärssicht? Haben die letzten Wochen das Potenzial, einen Handball-Boom in Deutschland auszulösen?
Wir haben einmal mehr tolle TV-Quoten erzielt und gesehen, dass Handball im Januar in aller Munde war. Ich hoffe, dass sich das in die Bundesliga übertragen lässt, dort die Hallen voll sind und mehr Kids dazukommen.
2016 hast du mit dem Nationalteam Bronze bei den Olympischen Spielen in Rio geholt? Welche Erinnerungen hast du an das Turnier? Welche Bedeutung hat diese Medaille für dich?
Zuallererst ist die Medaille selbst eine schöne Erinnerung. Es waren meine ersten Spiele und die Dimensionen haben mich schon schwer beeindruckt. Das Aufeinandertreffen von so vielen Sportlern der unterschiedlichsten Sportarten, die Unterstützung innerhalb der eigenen Nation quer durch die Disziplinen. Das mitzuerleben, war extrem besonders. Der Zusammenhalt innerhalb unserer Mannschaft war auch fantastisch, allein schon durch die Unterbringung im Olympischen Dorf. Das war noch einmal etwas anderes und hat sicher zu unserem Erfolg beigetragen.
Du hast zwei Saisons bei Paris Saint-Germain gespielt. In dieser Zeit hat die Stadt den Zuschlag für die Austragung der Spiele 2024 erhalten. Wie hast du das damals wahrgenommen? Wie waren die Reaktionen in Paris?
Der Jubel war immens. Die Franzosen haben das mit viel Begeisterung und Motivation aufgenommen, direkt Vieles in die Wege geleitet, was Infrastruktur und so weiter betrifft. Verkehr war direkt ein großes Thema. Ich bin extrem gespannt und freue mich sehr darauf. Das wird definitiv etwas ganz Besonderes in einer so schönen Stadt wie Paris.
Der DOSB arbeitet aktuell an einer neuen Olympiabewerbung. Was ist deine Meinung zu Olympischen „Heim“-Spielen in Deutschland? Wie müssten sie aussehen, um dir zu gefallen?
Das wäre natürlich ein riesiges Highlight. Wir haben hier die nötige Infrastruktur, um so etwas wuppen zu können und auch die Erfahrung. Wir können stolz sein, dass alle Sportevents, die wir bisher veranstaltet haben, top organisiert waren. Das war übrigens auch bei der Handball-EM so, bei der es von allen Seiten großes Lob gab. Ich bin mir sicher, dass dies auch bei Olympischen Spielen der Fall wäre, vielleicht sogar über eine ganze Region hinweg. Ich würde uns das zutrauen.