„Was auf dem Sportplatz gilt, gilt für die ganze Gesellschaft.“

Tuğba Tekkal (38) ist ehemalige Profi-Fußballerin und spielte für den HSV und den 1. FC Köln. Schon während ihrer Karriere engagierte sie sich sozial und gründete ihren eigenen Verein: Háwar.help setzt sich gegen Menschenrechtsverletzungen ein und beheimatet unter anderem das Projekt SCORING GIRLS*, das Mädchen und junge Frauen aus zugewanderten oder schlechter gestellten Familien kostenloses Fußballtraining ermöglicht. Wir haben mit Tekkal über soziale Nachhaltigkeit und den Einfluss von sportlichen Großveranstaltungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt gesprochen.

Hallo Frau Tekkal. Als ehemalige Profifußballerin und nun Co-Founderin von HÁWAR.help und Initiatorin von SCORING GIRLS*, was bedeutet für Sie soziale Nachhaltigkeit im Sport?

Soziale Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur alle Geschichten und Lebensrealitäten sichtbar zu machen, sondern sie auch mit einzubeziehen. Was auf dem Sportplatz gilt, gilt für die ganze Gesellschaft.

Inwiefern können Sportorganisationen und Vereine dazu beitragen, soziale Vielfalt und Inklusion zu fördern? Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

Ich sehe ganz klares Verbesserungspotenzial bei den Zugängen zu Vereinen und Organisationen – wer weiß von Vereinen, wer weiß wie man sich anmeldet, wer kann die Gebühren übernehmen? Wir können nicht erwarten, dass alle den Weg zum Verein selbst auf sich nehmen, sondern müssen sie quasi vor der Haustür abholen und begleiten.

Wie kann sichergestellt werden, dass soziale Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt wird und in der Entscheidungsfindung auf Vereins- und Verbandsebene angemessen berücksichtigt wird?

Ich glaube, dass wir in Entscheidungsprozessen alle Stimmen mit einbeziehen müssen. Dass wir auch genau die fragen, die z.B. (noch) nicht Teil eines Vereins sind. Dass wir soziale Nachhaltigkeit im Sinne von Inklusion leben.

Blicken wir auf eine mögliche Olympiabewerbung. Wie müssen Olympische und Paralympische Spiele gestaltet werden, um alle mitzunehmen – im Vorfeld, währenddessen und nach den Spielen?

Es muss Möglichkeiten geben, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen sich einbringen können. Dass eine Olympiabewerbung von allen getragen wird und alle erreicht. Ein sportliches Großereignis hat das Potenzial Brücken zu bauen und das Zugehörigkeitsgefühl zu verstärken. Wir brauchen Formate, in denen wir uns gegenseitig zuhören.

Du möchtest mehr über das Thema Soziale Nachhaltigkeit im Rahmen einer möglichen deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele erfahren? Dann sieh dir gleich hier On-Demand unseren Fachtalk DEINE IDEALE. DEINE WERTE. DEINE SPIELE. an.